Seit etlichen Jahren verwendet Reglass inzwischen Superlithium im Harzgemisch, um das
Nachschwingverhalten und das Eigengewicht der Ruten zu reduzieren. Dazu hatte ich vor
2 Jahren schon mal einen sehr ausführlichen Testbericht zur Legend 57 für das
interessierte Fachpublikum geschrieben.
(Link zum Beitrag Superlithium - Maver setzt auf High-End Technologie von Reglass)
Inzwischen ist diese Technologie derart perfektioniert, dass selbst ich mit offenem Mund das
Sabbern bekam. Was für ein Traumstock hat Maver sich da bei Reglass bauen lassen? Die
neue Legend K800 soll nun das Vorjahresmodell Legend 57 ablösen. Stolz kündiges es Maver
auf der Titelseite an. Was mir sofort auffällt, die Rute war in der Coronazeit am Kühlschrank
an der Carbonfaser naschen und hat zugenommen. Ganze 50 Gramm ist das neue Modell
nun schwerer geworden. Welchen Plan Maver damit verfolgt, versuche ich zu ergründen
und mit Bildern und Fakter zu unterlegen.
Die neue Maver Legend K800 basiert vom Teil 6 bis 9 auf dem gleichen Mandril, wie das Vorjahresmodell Legend 57. Die deutlichste Innovation steckt im neuen MV-R S91 Kit. Teil 6 und 7 von diesem Modell wurden gründlich überarbeitet und weiter versteift. Reglass setzt bei diesem eine neue verbesserte Harzmischung (resin) ein und hat die Wickeltechnik der carbonfasern weiter verfeinert. Die verwendete 90 Tonnencarbonfasern von Toray sind gleich geblieben. Bei den Carbonfasern gibts noch nichts besseres. Es ging Maver offenbar nicht darum, einen Wettbewerb für die leichteste 13m Kopfrute mit geringstem Balancegewicht zu gewinnen. Es ging darum, dem anspruchvollsten Stipp-Angler, ein Angelgerät mit moderneren bruchfesteren Kits zu bauen.
Dazu musste Maver so ziemlich alles an an Reglass-Patenten und technologischem Know How in der Carbon-Produktion einsetzen, was gerade noch so bezahlbar ist. Allein 8 Patente kommen bei dieser Kopfrute zur Anwendung. In diesem Testbereicht werde ich die Rute mit Hilfe einer Balancewaage wieder auf Herz und Nieren untersuchen und aufzeigen, was sich verändert. Meine Finger waren feucht vor Aufregung als ich die Rute behutsam aus dem Futteral befreite. Ganz vorsichtig wurden die Rutenteile zusammengesteckt und entlang der Verbindungslinien an den Steckübergängen ausgerichtet. Der Rute liegt zwar eine 2 Jahresgarantiekarte sowie eine Jokerkarte für ein gratis Ersatzteil bei, dieses wollte ich jedoch nicht gleich einlösen müssen.
Die Legend K800 muss man wie die Legend 57 in drei Transportröhren verstauen. Es ist keine reines Konzept mit einer parallelen Verlängerung. DasTeil 8 hat eine leichte Steigung, um die Steifigkeit zu gewährleisten. Das geht mit einen reinen runden "Rohr" technisch nicht. Höhere Steigung und dickerer Handteildurchmesser bedeutet steifere Rute. Das fordern die meisten Angler. Die drei Transportröhren kosten viel Platz im Futteral. Teil 1-7, das 11.5m Handteil und das 13m Handteil haben eine eigene 60mm Transportröhre. Da die Transportlänge nur 1.85m beträgt, kann man diese Ruten auch vorteilhaft im Auto transportieren und auch mit GLS versenden (Maximal 2m lange Pakete). Zur Erinnerung: Die XL-Ruten aus Frankreich haben 2.05m Transportlänge und sind dafür auch mit 13.05m dichter an erlaubten Maximallänge von 13m dran.
Keine Kompromisse bei der Carbon-Qualität. Nur das Beste vom Besten ist gut genug für die Legend 57. So hatte es Maver 2019 stolz verkündet. Statt Farbe aufzutragen wurden damals die Beschriftung ganz Edel in die Carbonoberfläche eingeätzt. Wenn man mit dem Finger drüber streift, fühlt man die Beschrift nicht einmal. Man sieht sie jedoch, wenn man schräg gegen das Licht drauf schaut.
Bei den neuen Kits und Rutenteilen der Legend K800 ist diese schickte Innovation dem Rotstift zum Opfer gefallen.
Die folgende Abbildung zeigt das nüchterne Carbon mit aufgedruckten Ausrichtungspfeilen vom MV-R S91 Kit. Der Aufdruck erfolgte jedoch nicht entlang der üblichen Carbonnaht, wie es früher mal gemacht hat, sondern nach einem technischen Auswuchtprozess, wie man es von Autoreifen her kennt. Also eine doch aufwendigere technische Kontrolle für die optimalste Steifheit der Kits. Ich selbst habe es nicht gesehen. Diese Auskunft hat mir Reglass zu den neuen Kits erteilt.
Die hellen grünen Pfeile sieht man schon von weitem, wenn ein Angler am Wasser sitzt. Das Thema corporate identity - der Wiedererkennungswert einer Hersteller-Marke - wurde hier brilliant umgesetzt.
Ähnlich, wie beim MV-R 900 Kit, sind die maximal zulässige Belastung durch Gummizüge mit aufgedruckt. Mit einen 1.8mm Hohlgummi bei einem solchen Top-Modell zu fischen, halte ich für gewagt. Ich werds ausprobieren.
Immerhin hat Maver mit der neuen Serie sich eine Idee von offenbar von Sensas abgekuckt. Dort heißt es SW für Strong and Wind. Maver nennt es nun "S91" ohen das Wort "strong" auch nur in den Mund zu nehmen oder im Katalog zu nennen. Vermutlich ein MV-R 900 Kit als Strong-Variante. So dachte ich zu nächst, bis ich eines besseren belehrt wurde.
Teil 3 hat ganz deutlich erkennbar einen Vorbereitung für einen Seitenausgang dran. Kein gesunder Angler würde sein leichtestes Super Competition Kit zum Drillen von größeren Fischen über den Seitenausgang nutzen und schon gar nicht beim teuersten Kit, was Reglass produziert. Ein deutliches Zeichen, dass hier das Konzept der Legend 57 aufgebrochen wurde und die ultraleichten Kits der MV-R 900 durch eine höher belastbare Version eines baugleichen Kits (MV-R S91) ersetzt wurde.
Das Kit Konzept hat Maver bei den Top-Modellen komplett überarbeitet. Der Unterschied der bisherigen MV-R Kit's zur S-Klasse Version ist nun an vielen Details zu erkennen. Was hier wirklich neu ist, möchte ich an den nachfolgenden Bilder erklären.
Thema Steck-Übergange: Links das neue S91 Kit, rechts das MV-R 900 Kit. Von der Qualität des Einschleifens und passgenauigkit gibts nichts zu meckern. Die Übergänge sind sehr sauber eingeschliffen und vorallem passgenau und formschlüssig. damit ist eine optimale Kraftübertragung ohne klappern der Rutenteile sichergestellt. Die Rutenteile des MV-R Kit und des S-Kits passen untereinander
Am Steck-Übergang von Teil 5 zum Teil 4 sieht man die hellgraue eingeschliffene Zone für die Kit-Teile.In der Produktion bei Reglass hatte ich auch gesehen, dass die Mitarbeiter, die die Kits zur Rute zusammenstellen selbst die Rutenteile aufstecken und prüfen, wie gut diese wirklich passen. Wenn es zum Beispiel den grauen Bereich überdeckt oder der Bereich des Stecküberganges zu kurz ist, wird es ausgetauscht und für ein anderes Modell verwendet, wo die Kits dann besser passen würden. Echte Handarbeit von Frauen mit gutem Augenmaß.
Dann wäre noch die zusätzliche Carbonwicklung mit dem 4G Geflecht, was jetzt fehlt. Rechts am MV-R 900 Kit ist es noch dran, beim S-Kit fehlt es. Mir persönlich gefällt es nicht, dass hier die Übergänge nicht zusätzlich versteift worden sind. Selbst wenn es keine Sinn beim S-Kit ergibt, dann würde doch das Auge mit kaufen und sagen: "Mit Carbon-Geflecht sieht es edler aus". Schlieslich ist es ja die teuerste Rute von Maver im 2022 Programm.
Dann gibts noch ein weietres Detailzu den Pfeilen auf den Ruten. Ich hatte es weiter oben schon angesprochen. Es geht um die Ausrichtung der Ruten entlang der Carbon-Naht, die beim Wickelprozess der Matten entsteht. Rechts am MV-R 900 Kit deutlich zu sehen - der Pfeil folgt der Carbon-Naht.
Neu bei der S-Klasse links. Keine Carbonnaht zu sehen. Die Rutenteile wurden einzeln Stück für Stück ausgewuchtet und die Ideallinie bestimmt. Kein einfacher technologischer Prozess und für den Angler bleibt es unsichtbar. Er sieht nur den Pfeil, wie es alle anderen Hersteller ja auch machen. Die Frage bleibt nur, wie genau ist deren Angabe? Eine Autoreifen rollt ja auch, wenn er nicht ausgewuchtet ist...die Frage ist nur, ob einem das wichtig ist und ob man es spürt.
Die nächste Innovation entdeckt man erst, wenn man die Rutenteile der alten Serie mit den neuen S-Kits vergleicht. Die Teilung ist länger geworden. Oben das S-Kit ist ca 12cm effektiv länger geworden. Die Kitteile verjüngen sich später und werden durch minimal steifer. Den gleichen Effekt sieht man auch am Steckübergang Teil 3 zu 2.
Auch hier ist das Teil 3 vom S-Kit länger als vom MV-R Kit. Wer ein gut geschultes Auge hat, erkennt auch am Steck-Übergang des S-Kits die verstärkende Carbonwicklung oben am Teil3. Wer es immer noch nicht erkennt. Es ist genau ober der der silbernen "2" vom MV-R Kit.
Eine weitere Veränderung betrifft der Steckübergang vom Teil 3 oben am neuen S-Kit. Unten ist zum Vergleich das MV-R 900 Kit.
Deutlich zu sehen ist das Fehlen der Carbon-Effektwicklung, wie es bei den Vorjahresmodellen der Fall war. Oben das S-Kit zum Vergleich. Was hatte ich mich gefreut als Rive mit der R16 Pro und Pro 2 und Drennen mit der Pro Carp und später auch Reglass/Maver dieses schicke Detail eingeführt haben. Man hatte das Gefühl, dass die Ingenieure hier dem Kit etwas besonders gutes spendieren wollten. Beim Maver S91 Kit fehlt dieses Merkmal wieder. Ich bin darüber nicht so glücklich. Das Auge kauft ja auch mit.
Nun Sind Teil 3 und 4 ja länger geworden. Das S-Kit müsste demnach steifer im Vergleich zum MV-R 900 Kit werden. Darauf gehe ich später noch mal ein, ob das Konzept mit den S-Kits wirklich zu Ende gedacht wurde.
Wenn die Rutenteile 3 und 4 länger werden, dann hätte man ja auch die Kits länger mach können. Es kommt jedoch anders. Aus Teil 2 schaut jetzt ein kleiner Stummel raus. Maver hat die Spitzen der S-Serie krass eingekürzt, um die gleiche Länge die die MV-R Kits zu ereichen. Ist das wirklich deren Ernst? Warum nicht Teil 4 und 3 so verlängern, dass die Spitze komplett entfallen kann? Ich werde nicht schlau draus. Da tröstet es auch wenig, dass Maver jetzt die weißen PTFE-Düsen zu jeder Spitze gratis mit dazu gibt und diese auch gleich einklebt.
Wir beim Vorserienmodell (Legend 57) ist das Cuppingkit nicht nur steifer als die MV-Kits, sondern auch dicker und vorallem viel belastbarer.
Auf dem Bild erkennt man oben das Cupping-Kit und unten das normale S91 Kit. Maver hat hier den Durchmesser oben am Teil 3 zu gunsten höhere Belastbarkeit um 2mm vergrößert. Das Teil 2 kann damit steifer ausgeführt werden und nimmt jetzt den Adapter für Cupping ohne Spielraum auf.
Ich hatte in meinem Youtube Clip zur Legend 57 dieses Detail bemängelt, dsas Maver damals gepatzt hatte und das Cupping-Kit der Legend 57 nicht nur zu kurz war (ca 15cm), sondern auch nicht verstanden hatte, dass die Gewinde-Aufnahme des Cupping zu viel Spielraum hatte und man den Adapter entwedervmit einer Heißklebepistole einkleben musste - versehen mit einem kleinen Stoßgebet in Richtung Himmel - , dass die zu dünnen Spitze vom MV-R Cupping Kit nicht abbricht. Oder man die Spitze vom ohnehin schon zu kurzen Cuppingkit der Legend 57 noch weiter einkürzt, bis der Adapter formschlüssig passt. Beide Kompromisse waren murks. Hat es nun Maver besser gemacht? Auf dem ersten Blick ja. Der Adapter passt nun tatsächlich formschlüssig drauf. Meine Kritik hat wohl offene Ohren gefunden. Mit der Einführung der S-Kits harmoniert nun auch das Cupping-Kit mit dem gesamten Konzept.
Mit der Einführung der S-Kits harmoniert nun auch das Cupping-Kit mit dem gesamten Konzept. Auf dem Bild habe den Becher bewusst nicht angeschraubt, damit man sich mehr auf das Thema mit der Cupping-Kit Länge konzentrieren kann.
Es gibt von anderen Herstellern auch Konzepte mit noch steiferen und besser durchdachten Kits. So hat z.B. das Rive R16 Cupping einen Innengewinde drin und ein doppelt so dicke Spitze. Damit kann man dann auch schwere Bälle mit Erde cuppen, ohne Angst um's Material haben zu müssen. Dazu müsste jedoch Maver mal über den Schatten der Mittagssonne springen und sein Teil 2 Cupping mondifieren und Cupping Becher mit stärkerem und längerem Gewinde anbieten.
Ist einem der aufmerksamen Mitlesen noch ein Detail aufgefallen? Einen deutlich sichbaren Unterschied beim Vergleich der alten und neuen Kits? In den oberen Abbildungen habe ich es nicht erwähnt, um nicht mit zu vielen Details zu einem Bild die Neuheiten und Änderungen heraus zuarbeiten.
Hier zeige ich es noch mal.
Unterschied gefunden? Potzblitz. Ja richtig. Die Suncore Oberfläche fehlt auf allen S-Kits. Dabei war doch Reglass so stolz darauf seine eigenen Patente als Mehrwert und Wiedererkennungsmerkmal im Carbon zu verewigen. Also wieder zum Telefonhörer gegriffen und den Hersteller in der Mittagspause mit meinen Nachfragen überfallen. Der Grund für die Änderung sein ein verbessertes "anti-friction" verhalten. Damit ist das Reibungsverhalten gemeint, wenn die Rutenteile durch die Hände gleiten. Ich muss das mal so hinnehmen und später beim Angeln selbst ausprobieren. So richtig glauben kann ich das nicht...und messen auch nicht.
Zu den Kits, dem wohl wesentlichsten Unterschied zur Legend 57 habe ich jetzt genug Informationen, Details und persönliche Eindrücke geschrieben. Weiter gehts mit den Steckübergängen der Rute.
Hier erkenne ich keine Veränderungen. Das war damals schon top. Selbst in der Detailaufnahme sind Formschluss, Carbonverstärkung sowie ein harmonischer Kantenübergang zu erkennen.
Dennoch gibt einen minimalen Unterschied zur Legend 57. Die Kante ist schärfer geschnitten und nicht leicht angeschliffen. Siehe obigesBild. Das stört mich beim schnellen Arbeiten mit der Rute. Die Kante müsste leicht angeschliffen sein. Dann spürt man den Steckübergang nicht so deutlich. Zum Vergleich mal ein Foto aus meinem Bericht vom Vorjahr zur Legend 57. Da sieht und spürt man auch, dass die Kante nachgeschliffen wurde und der Steckübergang beim Gleiten durch die Hände weniger stört.
Ich hoffe, das wird noch nachgebessert. Ansonsten hilft da auch ein Schleifschwamm zum leichten anschleifen der Kanten.
Auch diese Rute sollte nur mit den Mini-Extension gefischt werden. Bitte nicht die Rutenteile 5, 6, 7oder 8 als reine Handteile benutzen. Das Risiko, dass ihr das carbon beschädigt ist einfach zu hoch. Bitte daher die mitgelieferten Mini-Verlängerungenals Handteile nutzen. Lediglich Teil 9 ist ein echtes Handteil, welches noch um einen Mini-Extension ergänzt werden kann, wen man volle13m braucht
Bei den Mini-Handteilen sieht man ebenfalls das gut durchdachte Konzept zur Wiedererkennung der Marke (corporate identity). Die kleinen Handteile sind in den typischen Maver-Farben beschriftet und für Spaziergänger auch gut erkennbar.
Durch Umdrehen der Miniverlängerung passt es es dann immer in 2 Rutenteile rein. Sprich Bi-konisch. Zusätzlich haben alle Mini-Verlängerungen einen EVA Pole-Schutz auf beiden Seiten drauf. Das erhöht zwar minimal das Eigengewicht, reinigt dafür aber drüberliegte Rutenteilvon kleinen Schmutzteilchen, diesonst die Carbonwand zerkratzen. Gleichzeigig schützt die hintere EVA Kappe die Carbonteile, wenn die Rute hinter dem Abroller irgendwo im Dreck oder auf einem Radweg landet.
Die Balancewaage und deren Aufbau kennt ihr schoan aus den anderen Beiträgen. Ich konzentriere mich daher mehr auf die neuen Details zur Rute und untersuche was sich verändert, verbessert oder verschlechtert hat. Die Katalogangaben zum Eigengewicht stimmen sehr genau. Laut Katalog 920 Gramm. Ich habe 923 Gramm ermittelt. Das Balancegewicht von weniger als 3700 Gramm ist sensationell. Meine Waage pendelte sich auf 3698 Gramm ein.
Damit gibt es keinen messbaren Unterschied zur Legend 57m mit 870 Gramm Eigenwicht, was das Balancegewicht angeht. Die neue K800 ist jedoch 52 Gramm schwerer und verhält sich im Anschlag auch sichtbar weicher, als die Legend mit ihrer MV-R 900Kits.
Aber ist die neue Legend K800 auch wirklch besser als die Legend 57?
Zum Vergleich: Die Legend 57 war ohne Mini-Extension 12.82m lang und die K800 mit der jetzt stark eingekürzten Spitze nun 12.50m. Damit ist zwar das Balancegewicht gleich, jedoch nicht mehr die Rutenaktion bei gleicher Länge. Um die Rute auf 13m zu erweitern muss man sich der Mini-Extension fürs Handteil bedienen.
Das habe ich nun aufgesteckt und komme auf exakt 13m. Dabei erhöht sich das Balancegewicht um 537 Gramm. Ich komme nun auf 4235 Gramm. Immer noch ein sehr guter Wert bei genau 13m Länge. Was im Katalog 2022 bei Maver fehlt, sind die Gewichtsangaben zur Verlängerung, um das Gewicht bei 13m ermitteln zu können. Nur so ist ein unmittelbarer Vergleich mit echten 13m Kopfruten gegeben.
Auch wenn es vom Produktmarketing her gesehen nicht schlau ist, es zu veröffentlichen, würde es maver gut zu Gesicht stehen, diese Angaben transparent zu machen. Nur weil beispielsweise Colmic, Sensas, Matrix u.v.a.m. bei den Angaben tricksen, muss man sich nicht ins gleiche Boot setzen.
Damit muss man im Kopf zum ausgepriesen Gewicht im Katalog von 920 Gramm die 166 Gramm noch hinzu addieren. Die echte 13m Rute würde damit 1086 Gramm wiegen. Mal zum Vergleich: Die Rive R16 Pro (nicht die neue 2) hatte sehr ähnliche Daten. Damit die 12.50m lange R16 Pro auf 13m kommt musste man 900+178 Gramm rechnen. Also insgesamt 1078 Gramm. Der Unterschied zur neuen Maver Legend K800 sind damit lächerliche 6 Gramm. Beide Ruten sind in den technischen Disziplinen damit auf unmittelbarer Augenhöhe.
Bezüglich der Abweichung zur Ideallinien muss die neue Legend K800 im Vergleich zum Vorjahresmodell jedoch Feedern lassen. Während die Legend 57m mit Einsatz des MV-R 900 Kits mit 14cm punktete, landet die K800 nun auf 21.5cm. Die Ursache ist gang klar das neue und schwere MV-R S91 Kit. Steckt man jetzt noch die Mini-Extension auf, dann erhöht sich dieses Abweichung von 21cm auf 26.5cm. Maver ist sich diesem Manko bewusst und steuert da auch zielgerichtet entgegen. Mir das beim Verwiegen der Kits ins Auge gefallen. Das alte 5-teilge MV-R 900 Kit wiegt bei 5.90m 166 Gramm. Das MV-R S91 Kit 169 Gramm. Eigentlich sind 3 Gramm kein größer Unterschied für ein Strong-Kit. Vergleicht man jedoch die Kits bei 4 Teilen, dnnn sieht man es sofort. Das MV-R900 Kit wiegt hier 80 Gramm und das MV-R S91 Kit 91 Gramm. Echt krass. 11 Gramm Unterschied beim 4-teiligen Kit, während es beim 5-teiligen Kit nur 3 Gramm Differenz sind. Das neue Strong Kit erhöht die Bruchfestigkeit der Rute und bietet einen größeren Spielraum beim Einsatzzweck an. Am S91 Kit wurde mitten im Teil 2 ein zusätzliche Carbon-Wicklung angebracht, um die Bruchfestigkeit zu erhöhen. Dieses Detail lies sich jedoch schlecht fotografieren. Dadurch habe ich auf Bilder an dieser Stelle verzichtet. Es gehört jedoch zum Mehrwert den S91 Kits dazu.
Allein den Aufdruck zu den maximal nutzbaren Gummizugstärken auf den beiden Kits (MV-R 900 und MV-R S91) zu vergleichen, reicht nicht. Die Angaben sind Identisch. Das MV-R S91 Kit ist das stabilere, bruchfestere, jedoch nicht das steifste Kit. Wer noch MV-R 900 sein eigen nennen darf, kann es ausprobieren. Ich hatte dann mal testweise das MV-R 900 Kit auf die K800 aufgesteckt und meine Vermutung wurde klar bestätigt. Steifer ist die K800, wenn man die alten Kits einsetzen würde. Das Balancegewicht beim Einsatz der alten Kits verbessert sich von 3698 auf 3669 Gramm. Also deutlich sichtbar.
Beim Design hat Maver peinlich darauf geachtet, dass 100% Kompatibilität zu den Kit alter Serien bewart wird. Dadurch können die Maver Team-Angler ihre vorhandenen 5-teiligen Kits weiternutzen. Selbst Umsteiger von Sensas oder Browning können ihre 5-teiligen Kits mitnehmen. Sensas Kits der Serie 4, 5 und 6 sowie alle Xitan Kits passen auf Teil 6 der neuen Legend K800. Diese genannten Kits passen wie "Arsch auf Nachttopf" bei diesem Modell. Das war schon bei den älten Topmodellen wie 619, 699 oder 971 so. Hier wurde die Kompatibilität zu gunsten der Stipp-Angler beibehalten. Zur Erinnerung: die 5-teiligen Maver MV-R Kits passen auch auf alle Browning Xitan Kopfruten, Zero G F1 Plus, sowie sämtliche Sensas Kopfruten. Es funktioniert auch in die andere Richtung. Siehe Foto.
Natürlich könnte man die Legend auch mit allen anderen MV-R-Kits kombinieren. Nur wie sinnvoll ist dass wirklich. Der Anspruch besteht ja darin, die Rute mit den steifesten und leichtesten Kits auszustatten. So wiegt das 4-teilige MV-R 900 Kit bei einer effektiven Länge von 4.38m nur 82 Gramm und 5-teilig bei 5.91m Länge nur 163 Gramm. Wer die 4-teiligen Sensas Super Competition Kits mit den goldenen Aufklebern (81 Gramm, 4.55m, 510 EUR Katalogpreis) kennt oder mal angeln durfte, weiß von was ich hier schreibe. Beim Teil 5 des MVR Kit 900 macht Maver jedoch einen deutlichen Unterschied. Während das 5-teilige Sensas Super Competion Kits mit nur 146Gramm bei 5.95m Länge sogar perfekt auf die Legend 57 passen würde, produziert Maver das Teil 5 des Kits etwas robuster und verwendet 81 Gramm Carbon während Sensas beim gleichen Teil mit 65 Gramm glänzt. Der Katalogpreis von Sensas für das 5-teilige Super Competition Kit schlägt mit 765.00EUR zu buche. Bei Maver sind es 587.00EUR beim Top-Modell MV-R 900. Das 4-teilge MV-R 900 Kit wäre ein Supercompetition Kit und das 5-teilige MV-R Kit mehr ein Competition Kit, da Teil 5 hier erheblich verstärkt wurde.
Warum das so sein muss, zeige ich mal an einem Belastungstest und der Biegekurve der an der Legend 57. Für die neue Legend K800 kann ichnoch keine Belastungskurze zeigen. Aufgrund des S91 Kits würde die Belastbarkeit noch deutlicher ausfallen. Element Nr 4 nimmt die größte Biegelast auf!
Technische Daten des MV R-900 und MV-R S91 Kits im Vergleich
Element | MV-R-Kit Gramm | MV-R S91 Gramm | Durchmesser unten | Durchmesser oben | Anmerkung | |
1 | 1.8 | 4.45 | 2.8 | |||
2 | 13 | 10* | 11.97 | 5.23 | 20cm Spitze und Teil 2 zusammen gewogen | |
3 | 25 | 26 | 21.94 | 11.63 | Teil 3 ist 12cm länger als vom MV-R 900-Kit | |
4 | 42 | 51 | 31.91 | 21.26 | Teil 4 ist 12cm länger als vom MV-R 900-Kit | |
5 | 81 | 80 | 37.09 | 30.93 |
Obwohl Teil 3 vom S91 Kit 12cm länger ist, wiegt es nur 1 Gramm mehr. Das ganze Know-How wurde ins Teil 4 gesteckt. Man sieht hier deutlich, dass Reglass bei der Entwicklung der Strong-Kits was komplett neues entwickelt hat und der aufgerufenen Preis seine Berechtigung hat.
Ich muss hier den Profis nicht erklären, wozu Clean Caps gut, möchte aber dennoch auf ein wichtiges Detail eingehen, das ich für bemerkenswert hielt. Maver liefert zur Legend K800 nur 2 Caps mit. Eins für Teil 4 (20.7mm) und ein weiteres für Teil 5 (31.3mm). Wer es nachkaufen möchte benötigt für Teil 4 die Artikelnummer 00303210 (21mm) und für Teil 5 00303315 (31.5mm). Die Clean Caps habe ich bei mir nicht eingeklebt sondern nur auf Pressung reingestopft. Der Moosgummi sitzt straff und die kleine Wulst schiebt den Abrieb und Schmutz aus dem Steckübergang. Auch ohne Einkleben hält das Clean Cap sicher und bleibt nicht oben im Teil 4 stecken.
Vergleich der Rute zum Vorjahresmodell
Rutenteil | Gewicht Legend 57 | Gewicht Legend K800 |
A | 1.8 | * |
B | 13 | 10 |
C | 25 | 26 |
D | 42 | 51 |
E | 81 | 80 |
F | 99 | 99 |
G | 152 | 150 |
H | 192 | 196 |
I | 300 | 309 |
Mini-Ext. | 158 | 166 |
Balancegewicht | 3700 Gr. | 3698 Gr. |
Abw. Ideallinie | 14 cm | 21.5 cm |
Maver empfiehlt im Katalog für dieses Model einen Verkaufspreis von 6390.00EUR.
Siehe hier. Damit ist es die teuerste und exklusivste Kopfrute, die Maver jemals auf den Markt gebracht hat.
Paketausstattung der Maver Legend K800:
Art-Nr. | Bezeichnung | Menge |
8471T000 | Pole Pack Legend K800 13m, 920 Gramm | 1 |
Clean Caps | 2 | |
8710K004 | MV-R S91 Kit, 4-teilig, 4.38m., 91 Gramm | 2 |
8710K005 | MV-R S91 Kit, 5-teilig, 5.91m, 169 Gramm | 2 |
4850K0K3 | SH Cupping Kit 3-teilig 4.22m, 119 Gramm | 1 |
8716C001 | BICONICA K3 5 76 Gramm | 1 |
8716C002 | BICONICA K3 6/7 91 Gramm | 1 |
86030006 | PROTECTOR K3 fürs 13m Handteil 166 Gramm | 1 |
06111019 | Futteral für 10 Transportröhren | 1 |
00268192 | Transportröhren 60mm | 3 |
00267182 | Transportröhren 50mm | 4 |
Jokerkarten | 2 |
Ein weiteres Highlight bei diesem Modell ist die Anzahl der Jokerkarten und die Herstellergarantie von 2 Jahren. Maver gibt 2 Jokerkarten zu einer Kopfrute dazu. Wie stolz muss Maver auf dieses Produkt und dessen Qualität sein, dass es sich leisten kann gleich 2 Gratiskarten für Ersatzteile dazu zu liefern. Der Wahnsinn. Dabei sind die Jokerkarten auch nicht zeitlich limitiert. Bisher gibt meines Wissen auch kein Hersteller der 2 Jahre Garantie auf die Rute (ohne wenn und aber) gibt.
Die Legend K800 ist nichts für Anfänger oder Einsteiger. Sie richtet sich an bereits erfahrene Stippangler, bereits mehrere Jahre mit Kopfruten auf Wettbewerben mitfischen und auch die nötige Sorgfalt mitbringen, derartiges High-Techmaterial bedienen zu können. Wer Maver Team-Angler werden möchte, kann sich bei uns dafür bewerben und vom Preisvorteil und Werbekostenzuschuss profitieren.
Selten gab es eine Kopfrutenmodell, wo der Spagat zwischen sinnvoller Nutzung von Patenten, Techologie, Anspruch der Team-Angler sowie Bezahlbarkeit so gut gelungen ist. Dennoch hat sich kein Déjà vu eingestellt. Die Legend K800 ist kein Schnäppchen und auch nicht wirklich steifer als die Legend 57 - sie ist jedoch der Anspruch, die derzeit technisch beste Kopfrute von Reglass zu sein, ohne die Abwärtskompatibilität zu den Vorjahresmodellen auf Kitebene aufzugeben. Die Rute wird in Italien in Bologna gefertigt. Made in Italy - da gibts kein Streit mit Chinesen oder Strafzölle. Da wird High-End produziert und Ersatzteile können 7-10 Jahre nach Kauf noch nachproduziert werden. Noch nie gab es ein Rutenmodell, wo der Hersteller gleich 2 Jokerkarten für ein gratis Ersatzteil unbefristet dazu legt. Wer sich dieses Modell leistet, sollte bereits mehrere Jahre mit der Kopfrute gefischt haben und genug Erfahrungen mit dem sorgfältigen Umgang von Rutenteilen und Kits haben. Ich bin im Bericht sehr ausführlich auf da Thema mit den neuen Strong-Kits S91 eingegangen. Diese neuen Kits machen dieses Rutenmodell besonders wertvoll.
Meine Kritik an die vermisste Suncore-Oberfläche an den neuen Kits ist jammern auf hohem Niveau. Seit langem habe ich mal eine Pole testen und fischen dürfen, wo ich recht wenig zu bemängeln hatte. Die Maver Legend K800 hat aus den kleinen Schwächen der Legend 57 dazu gelernt. Was nützen die leichtesten Kits, die man auf Hausmessen zeigen kann und Schulterklopfer vor Begeisterung bekommt, wenn das Material für grobmotorische Angler zu empfindlich ist. Die Strong-Kits können schon einiges mehr ab - sind jedoch nicht so steif, wie die MVR-900 Kits. Bei Ruten in der 6000 EUR Klasse muss man zwingend die nötige Sorgfalt mitbringen und sich bewusst sein, die einzelnen Rutenteile nicht als klassische Handteile zu benutzen. Die Rute ist auf das Angeln auf volle Rutenlänge optimiert und sollte auch so gefischt werden. Wer kürzer angelt, sollte zwingend die mitgelieferten Mini-Exentions benutzen. Nur damit erfolgt eine harmonische Lastverteilung beim Anschlag. Bei der Legend 57 war der Hinweis auf den Rutenteilen "do not use like a handle" angebracht. Diese hätte ich mir bei der K800 ebenfalls gewünscht. Das war innovativ und schick. Jetzt fehlt es wieder.
Bei einer Transportlänge von 1.86m wird nur eine Rutenlänge von 12.50m erreicht. Das es besser geht zeigt die neue Rive R16 Pro 2. Dort wurden mit 1.86m Transportlänge 12.80m Länge erreicht. Auch sind deren Kits steifer und länger. Jedoch fertigt Rive in Fern-Ost mit erheblichen Lieferverzögerungen. Hier kommt wieder Made in Italy mit Mindestlohnstundensätze ins Spiel. Highend-Qualität und schnelle Lieferfähigkleit kann derzeit niemand abdecken, der in Fern-Ost produzieren lässt.
Nicht so gut gefallen hat mir die reale Länge von nur 12.50m. Das war bei der Legend 57 mit 12.82m besser gelöst. Ebenfalls würde ich mir Angaben zu Kitlängen, deren Gewichte sowie Gewichte der Mini-Extension wünschen. Platz dafür ist ja in der Tabelle im Katalog vorhanden. Die verstümmelte 20cm lange Spitze ist murks. Das Konzept sollte hier noch mal angepasst werden. Am besten das Teil 2 um diese 20cm Anteil verlängern oder die 20cm über das ganze Kit verteilen und auch das Cupping-Kit mit einem internen Adapter für den Becher versehen.
Wer für 6000 EUR das Paket kauft muss noch einen Becher zum Cupping-Kit für 9.00 EUR dazu kaufen. Mal ein Tipp ans Marketing: Legt doch einfach einen grünen Double-Becher gratis bei. Dann sieht man auch beim Cuppen, wo ein Maver Angler sitzt. "Corporate identity" einfach mal weiter gedacht.
Das Rutenbundel enthält 4 Kits mit der höchsten Carbonklasse +1 Cupping-Kit in Kit-Länge. Kaum ein Hersteller bietet das noch so an. Die meisten rudern zurück und verstecken die Preiserhöhung durch Weglassen eines Kits oder der Zugabe von günstigen Match SW Kits. Also genau hinschauen oder jemanden fragen, der sich gut mit Kopfruten auskennt. Die Stippermesse in Bremen ist seit November 2011 Geschichte. Ich werde die Messe vermissen. Sie war wichtig, um die immer kleiner werdenen Szene an Stipp-Anglern zusammen zu halten. Ein Dankeschön an Heinz an dieser Stelle für seine unermütliche Arbeit zum Gelingen der Anglermesse in Bremen. Corona und Stichelein von Anglern haben Heinz die Lust auf die Messe verdorben. Ein unmittelbarer Vergleich von Kopfruten verschiedener Hersteller ist nicht mehr möglich. Mit diesem Beitrag gebe ich unzensiert meinen persönlichen Eindruck zur getesteten Kopfrute Legend K800 von Maver mit Pro und Contra wieder. Damit leiste ich einen kleinen Beitrag zum Ausfall der Stippermesse.
(c) 2022, Bild und Textmaterial: Maik Fiebig, Matchangler-Shop
Wenn Ihnen mein umfangreicher Beitrag für die neue Kopfrute gefallen hat, dann bedanken Sie sich bitte mit einem LIKE bei Facebook.